Transalp 2008 - Dauphiné-Runde

Tagebuch der Vorbereitung

 

21.05.2008  Die Bergsaison beginnt spät

Extrem spät beginnt die Bergradsaison in diesem Jahr. Unser regelmäßige Blick auf verschiedene Webcams in den Alpen zeigt nicht das sonst vom späten Frühjahr gewohnte Bild satten Grüns, sondern makellos weiße Hänge. Bislang hatten wir es deshalb nicht gewagt, eine Tour in den Bergen anzugehen. Das lag allerdings nicht  nur am Schnee, sondern auch an unserer geradezu erbärmlichen konditionellen Verfassung.

Es ist jetzt fast 8 Monate her, als wir zuletzt in reliefstarkem Gelände auf dem Rad unterwegs waren. Die paar wöchentlichen Kilometer in der Stadt haben weder Kalorien verbraucht, noch den schleichenden Muskelschwund nachhaltig unterbunden. Wie immer am Ende der Winterpause verfüge ich nur noch über ein sehr beschränktes Angebot an passenden Hosen. Wieder einmal habe ich es geschafft nach der letzten Radtour im Herbst 10 Kilo Muskeln in reinen Speck zu verwandeln und als Bonus noch einmal 10 Kilo der weißen Masse oben aufzulegen.

Vor zwei Wochen haben wir endlich etwas gemacht, was wir schon die letzten beiden Jahre vorhatten: einmal an der wöchentlichen Mittwochabendausfahrt des Deutschen Alpenvereins in den Augsburger Wälder teilnehmen. Bei der zweieinhalbstündigen Hatz über die Forstpisten mussten wir allerdings wieder einmal erkennen, dass viele Kollegen sehr viel schneller, aber keine langsamer sind als wir. 

Morgen ist sowohl Donnerstag als auch Feiertag und damit der Beginn eines verlängerten Wochenendes. Wir wollen diese Gelegenheit nutzen, um wieder einmal in den Bergen in den Sattel zu steigen. Außerdem kann Elisabeth ihr repariertes Scott austesten, das sie Anfang der Woche nach mehreren Wochen Werkstattaufenthalt wieder erhalten hat. Der Dämpfer am Scott hält leider immer nur 2 Jahre, so dass bereits der zweite Austausch im Leben dieses Rades fällig war. Man muss Scott zugute halten, dass trotz abgelaufener Garantie kostenlos ein nagelneuer Dämpfer geliefert wurde.

Dummerweise ist der Wetterbericht für morgen eher saumäßig. Nach dem Wetterbericht der Tagesschau beschließen wir letztendlich, lieber noch einen Tag zu warten statt im Wolkenbruch durch die Landschaft zu pflügen.

 

23.05.2008  Saisonstart 1. Tag - Über Nassereither Alm und Haiminger Alm ins Inntal

thumb Transalp 2008   Dauphiné Runde 03Es ist schon kurz nach zwölf Uhr, als wir unsere Räder am Parkplatz bei Biberwier aus dem Kofferraum wuchten. Elisabeth ist heute morgen wieder einmal etwas länger in den Vorbereitungen stecken geblieben als dies von mir eingeplant war.

Mein Rucksack ist in ungewohnter Weise halbleer. Nur eine einzige Landkarte und minimalste Ausstattung mit Ersatzkleidung haben diesmal sogar genügend Raum für die Unterbringung der Schienbeinprotektoren gelassen. Wir starten Richtung Fernpass auf dem altbekannten Römerweg. 

Die uns allseitig umgebenden, schneeüberzogenen Berge zeigen schnell, dass wir die bis vor einer Stunde noch geplante Route über das Tegestal vergessen können. Eine feuchte und kalte weiße Masse überzieht alle höheren Berge und kriecht auf den Nordseiten bis in den weit unten liegenden Wald. Wir bleiben lieber auf der anderen Talseite und fahren hinauf zur Nassereither Alm, die wir ohne Schneekontakt auch bald erreichen. Gleich dahinter hemmen allerdings recht ausgedehnte Schneefelder unser Weiterkommen in eklatanter Weise. Immer wieder stapfen wir längere Strecken durch aufgeweichte Schneefelder bis wir endlich auf die Südseite des Berges kommen.

Die Abfahrt hinunter nach Nassereith ist dafür in bestem Zustand und macht uns ausgesprochen großen Spaß.

Es ist schon vier Uhr nachmittags als wir uns auf den Weg hinauf zur Haiminger Alm machen. Die steile Forststraße macht vor allem mir bald mehr zu schaffen, als meine Muskeln bereit sind zu leisten. Schiebenderweise kann ich den Anschluss an das Hinterrad von Elisabeth aber ganz gut halten, so dass wir gemeinsam die Schneegrenze erreichen. Die letzten zwanzig Minuten kämpfen wir uns wieder durch die weißen Massen. Mit nassen Füßen kommen wir um kurz vor sieben Uhr am höchsten Punkt an.

Da es für eine Pause schon etwas spät ist, rollen wir schnell weiter durch die von zahlreichen Gämsen bevölkerte Landschaft. Die Abfahrt hinunter ins Inntal bei Haiming ist für uns Neuland. Wir sind jedoch bald begeistert von dieser abwechslungsreichen Strecke, die zuletzt in mehreren Kehren eine riesige Schuttreiße durchschneidet und wegen der großen Höhendifferenz ein langanhaltendes Vergnügen beschert. 

Um kurz nach acht Uhr stehen wir am Ende des ersten Tages nach insgesamt gut 2000 Höhenmetern auf besten Trailabfahrten direkt neben der Inntalautobahn und brauchen jetzt nur noch einen Schlafplatz. Einige Zeit irren wir in Haiming umher ohne jedoch eine ansprechende Unterkunft zu finden. Erst im Nachbarort Silz stehen wir schließlich vor einem ruhig gelegenen Bauernhof mit Zimmervermietung.

Nach der Dusche machen wir uns auf den Weg ins Dorf und müssen bald feststellen, dass sich außer einem Pizzalieferdienst keine Möglichkeit zeigt, uns mit Brennstoffen zu versorgen. Da es immerhin Sitzgelegenheiten und auch einen laufenden Fernseher gibt, machen wir es uns dort gemütlich. Die Pizza ist nicht schlecht und auch noch billig.

 

24.05.2008  Saisonstart 2. Tag - Vom Inntal über Sattele und Kühtai ins Inntal

Wir rollen zurück nach Haiming und starten nach einer umfangreichen Brotzeiteinkaufstour die Auffahrt in Richtung Kühtai. Die Asphaltstrecke zum Sattele bietet nicht gerade Hochspannung, aber wenigstens nicht allzu viel Verkehr. Eine winzige Trailabfahrt unterbricht die Langeweile, bevor es erneut nach oben geht. 

Der Skiort Kühtai ist fast so hässlich wie die Stationen in Frankreich und lädt wirklich nicht zu einer größeren Pause ein. Mit frischem Hemd machen wir uns an die Abfahrt und lassen noch vor der ersten Lawinengalerie den Asphalt links liegen. Der aus der Ferne sichtbare Bach entpuppt sich allerdings bald als unsere Piste, die dem Schmelzwasser in voller Breite als Abflussbahn dient. Mit einiger Akrobatik schaffen wir es irgendwie halbwegs trocken bis an das Ende des Bachs zu kommen.

thumb Transalp 2008   Dauphiné Runde 05Als wir in St. Sigmund an der Bushaltestelle einen Stopp einlegen, ruiniert Elisabeth die perfekte Optik des zu Testzwecken ausgeliehenen Fiziiksattels. Ich sehe sie nur ohne erkennbaren Grund am Boden zappeln. Wieder einmal hat der Ausstieg aus den Pedalen nicht schnell genug geklappt. Dicke Schrammen an der lackierten Seitenwange des Sattels bedeuten wohl, dass sie den nagelneuen Testsattel nicht mehr zurückgeben kann. Dabei passt er ihr nicht einmal.

Zwischen St. Sigmund und Sellrain haben wir viele Gelegenheiten, das Überqueren von meterhohen Lawinenkegeln zu üben, die hier zuhauf unsere Bahn kreuzen. Ein hübscher Waldtrail bringt uns schließlich in den Hauptort des Sellrains. Eigentlich wollten wir hier heute schon früh den Tag bei Kaffee und Kuchen beenden, aber in Sellrain herrscht zwischen Winter- und Sommersaison wirklich Totenruhe. Weder offene Restaurationen noch Unterkünfte sind zu finden. 

Bald treffen wir wieder im Inntal ein. Auch in Kematen ist es allerdings ungewöhnlich schwer, eine Unterkunft zu finden. Die erste Pension direkt neben der Kirche ist wegen einer Hochzeitsgesellschaft voll ausgebucht. Ein zweites Hotel hat Betriebsferien. Zum Glück gibt es noch den Bierwirt, der mit einem großen Schild sowohl Pizza als auch Zimmer offeriert. Das von Elisabeth an der Theke vorgebrachte Begehren wird allerdings mit ungläubigen Blicken seitens der Personals quittiert. Nein, Zimmer gäbe es hier keine zu vermieten.

Als wir noch einmal alle Straßen von Kematen abrollen, stoßen wir doch noch auf ein gepflegtes Gästehaus, das uns Unterschlupf gewährt.

 

25.05.2008  Saisonstart 3. Tag - Wieder zurück zum Auto über Fiechter Köpfl und Marienbergjoch

Wir nehmen das Angebot der Wirtin, schon um sieben Uhr frühstücken zu können, gerne an, da es heute vielleicht noch ein Gewitter geben wird. Über Ranggen rollen wir hinauf zum Peter-Anich-Weg, einer hübschen Strecke auf der Südseite des Inntals, die uns mit einigem Bergauf-Bergab schließlich bis nach Flaurling bringt. Auf der anderen Seite des Inns durchqueren wir Telfs in der prallen Mittagshitze und sind froh, in die schattigen Wälder eintauchen zu können, die hinauf zum Fiechter Köpfl führen. Das Wetter hält sich gut, so dass wir ohne Bedrohung durch ein Gewitter in Richtung Marienbergjoch weiterziehen können. 

Der uns eigentlich gut bekannte Anstieg ist heute irgendwie steiler als sonst. Im Gegensatz zu Elisabeth muss ich immer wieder schieben. Nach Spezi und Apfelkuchen an der heute ungewöhnlich einsamen Marienbergalm schiebe ich weiter während Elisabeth mit Tempo 3 nach oben rast.

Die Abfahrtsoptionen vom Marienbergjoch sind leider heute sehr beschränkt, da noch reichlich Schneefelder vorhanden sind. Notgedrungen weichen wir auf die am wenigsten attraktive Trailabfahrt aus, die aber immerhin weitgehend schneefrei ist.

Der Nachmittag hat sich bereits verabschiedet, als wir unser Auto erreichen. Die Tour war für den Saisonanfang nicht schlecht. Wir merken allerdings schon jetzt, dass uns in den nächsten Tagen die gut 5000 Höhenmeter mächtig in den Muskeln stecken werden.

 

01.06.2008  Kleine Runde an der Notkarspitze über Enningalm und Hasenjöchl

Nur bis Donnerstag konnte sich unser Muskelkater in den Oberschenkel halten, so dass einer weiteren Tour an diesem Wochenende nichts im Wege steht. Da es mit früh aufstehen auch heute wieder nicht so recht klappen wollte, steuern wir ein nahe gelegenes Ziel an. Die uns bereits bekannte Runde von Oberau über Farchant zur Enningalm hinunter nach Graswang geht bei der aktuellen Schneelage auf jeden Fall.

Das haben auch ungefähr fünfzig Kollegen so gesehen, so dass wir immer wieder die langsam entschwindenden Rückstrahler anderer Räder beobachten können während wir uns heftig schwitzend nach oben kämpfen und darauf warten, erneut überholt zu werden.

Als wir uns nach der obligatorischen Pause an der Enningalm an die Abfahrt machen wollen, lassen wir noch mehreren Zweiergrüppchen den Vortritt, da diese wild entschlossen und auch sehr schnell aussehen.

An der ersten Kehre nach der langen Querung erreichen wir allerdings unerwartet das Ende eines Staus. Die vor wenigen Minuten an uns vorbei gepreschten Fahrer machen Stehübungen in der Kurve. Offenkundig besteht die gestellte Aufgabe darin, eine Spitzkehre so langsam wie möglich zu fahren ohne dabei umzufallen. Wahrscheinlich handelt es sich ein geführtes Fahrtechnikseminar. Für uns ist allerdings nicht auszumachen, wer hier die Vorbildfunktion wahrnimmt. 

Wir sind geradezu begeistert darüber, wie lange sich der eine oder andere auf den Reifen halten kann, ohne nennenswert Raum zu verbrauchen. Manche riskieren jedoch zu viel, so dass wir mehrere unsanfte Abstiege beobachten können.

Bis zur vierten Kehre roolen wir in gebührendem Abstand langsam hinterher, bis ich mir schließlich meinen ganzen Mut zusammen nehme, um zu fragen, ob ich eventuell vorbei könnte. Ich bevorzuge anschließend doch die einfachere Abfahrtsvariante und rolle einfach durch die nicht besonders engen Kurven. Stehübungen sind für einen Grobmotoriker wie mich nicht das Richtige. Auf diese Weise macht die Strecke dann richtig Spaß und mit etwas Tempo laufen auch alle kommenden Kurven gut. Als ich am Beginn des Forstweges rechts einparke, erkenne ich schnell, dass ich Elisabeth etwas abgehängt habe. Dass allerdings fast 10 Minuten vergehen bis sie endlich kommt, ist doch erklärungsbedürftig. Der Grund für die Verspätung ist allerdings recht einfach. Zwei echte Kavaliere sind nach meiner Passage gleich wieder losgerollt, ohne auch Elisabeth vorbeizulassen.

Es ist noch früher Nachmittag, als wir uns dem Talboden bei Graswang nähern und das Wetter viel zu schön ist, um die Runde jetzt schon zu beenden. Mit Hilfe meiner Überredungskünste beschließen wir, noch einen Schlenker über das Hasenjöchl zu machen und damit einer Empfehlung im Moser-Führer zu folgen.

Im oberen Teil des Aufstiegs nach dem Ende der Forstpiste hinter der Kuhalm bietet sich einige Abwechslung aus Fahren, Schieben und Tragen auf einsamem Weg. 

Wir schnallen uns am Hasenjöchl die vorsorglich mitgebrachten Schienbeinschoner an und starten die interessant aussehende Abfahrt. Abgesehen von ein paar ganz kurzen Stellen mit zuviel Gefälle oder zu großen Stufen rollt es hier auch sehr gut bis zur Roßalm. Die Weiterfahrt zum Ettaler Sattel durch das Gießenbachtal ist zwar wesentlich einfacher, aber immer noch sehr abwechslungsreich. Ein Teil der Abwechslung besteht aus zwei Reparaturpausen. Zuerst habe ich einen lärmumtosten Totalausfall meiner Hinterradbremse. Nach dem Austausch des völlig aufgebrauchten Bremsbelags kommt bald die zweite Pause zur Behebung eines Kettenfressers hinter das größte Ritzel. Am Ende der Abfahrt kommen wir über eine drahtseilgesicherte Steilstufe in den Talgrund und wandern anschließend durch das enge und felsige Tal des Gießenbachs. Einen Weg durch die fußballgroßen Kieselsteine des Bachbetts gibt es hier nur in rudimentären Ansätzen. Um halbsieben beenden wir einen tollen Tag. 

 

05.06.2008  Wohin bei der Transalp 2008 ?

In spätestens zweieinhalb Monaten sollten wir wissen, wohin wir dieses Jahr unseren Radurlaub verlegen. Zur Zeit wissen wir nur, dass wir Radfahren werden. Irgendwie treibt es mich gar nicht dazu, mit viel Aufwand Informationen zusammenzutragen und daraus einen Streckenplan zu entwickeln. Auf jeden Fall werde ich es irgendwie schaffen, einen Start- und Zielpunkt festzulegen und die Lücke dazwischen als Spielraum für kreatives Fahren zu belassen.

Vorläufig muss ich erst einmal mein recht lädiertes Rad wieder auf Vordermann bringen. Das Schaltwerk wackelt vor sich hin, so dass an jedem harten Antritt ein Kettenspringer droht. Der Kurbelsatz schreit mit erbärmlichem Knarzen auch nach Ersatz. Selbst ganze Packungen an Fett helfen hier nichts mehr. Zu allem Überfluss ist mit irgendwann in den letzten Tagen ein Speichenippel gerissen. Die Hälfte davon steckt noch in der Felge und will diese nicht mehr verlassen. Die beiden Reifen sind durch das viele Fahren zwar deutlich leichter geworden, greifen jedoch mangels Stollen nicht mehr so wie früher. Ritzel und Kette werde ich wohl auch noch austauschen müssen, um den von früher gewohnten Schaltkomfort wieder herzustellen.

Elisabeth hat bereits wichtige Reparaturen an ihrem Rad hinter sich (Dämpfer). Auch hier steht jedoch eine Verbesserung an der Gabel an, die nach vier Jahren nicht mehr so geschmeidig arbeitet. Der rechte Bremshebel fängt auch an etwas zu schwächeln und zeigt keinen rechten Druckpunkt mehr.

Elisabeth und ich haben gemeinsam beschlossen, dieses Jahr nicht nur unsere fahrbaren Untersätze wieder aufzumöbeln, sondern auch für den Motor etwas zu tun. Mehr Muskeln und weniger Speck heißt die Devise. Wir werden eine Diät machen. Auch das will jedoch geplant sein. Am Wochenende werden wir uns vielleicht in ein paar Fachzeitschriften informieren, welche Möglichkeiten sich dazu bieten.

 

09.06.2008  Wohin mit dem Speck ?

Das Studium zahlreicher einschlägiger Frauenberatungsschriften am 20 Meter langen Zeitschriftenstand unseres örtlichen Einkaufszentrums hat uns mit einer unerschöpflichen Fülle von Gewichtsreduktionsvorschlägen versorgt. Da wir nicht die Zeit haben, über Monate hinweg durch systematische Ernährungsumstellung das optimale Startgewicht für den nächsten Alpencross zu erreichen, scheint für uns nur eine Crash-Diät in Frage zu kommen. Anfangs schwanken wir zwischen einer Kartoffeldiät und einer Obstkur, aber mir ist die Kartoffelernährung wochentags im Büro zu kompliziert. Also Obstkur, d.h. nur noch Obst soviel man will sowie Tee ohne Zucker und Wasser.

Am Abend geht es los: der erste Obstkorb wird geplündert. In zwei Wochen werden wir beide zusammen mindestens 15 kg leichter sein, ohne einmal Hunger gehabt zu haben. So steht es zumindest in dem heute erworbenen Druckwerk. Mein abendlicher Tagebucheintrag dokumentiert das Startgewicht von 89,1 kg.

 

11.06.2008  Tendenz abnehmend

Die ersten 48 Stunden sind vorbei und tatsächlich zeigt meine Waage nur noch 88,4 kg.

 

12.06.2008  Es wird härter

Am dritten Abend der Diät macht mir das Bierverbot beim EM-Länderspiel doch schwer zu schaffen und Bananen kann ich auch bald nicht mehr sehen. 88,1 kg. Ein flaues Gefühl im Magen macht mir das Einschlafen schwer.

 

14.06.2008  Diät versagt im Härtetest an der Benediktenwand

Heute ist der fünfte Tag der Diät. Gestern Abend lag mein Gewicht immerhin schon auf nur noch 87,2 kg. 1.900 Gramm haben sich bereits in Luft aufgelöst. Laut der Planung unserer Fachzeitschrift sollten es allerdings zu diesem Zeitpunkt schon eher etwas mehr Gewichtseinheiten sein.

Da das Wochenendwetter wieder einmal etwas besser angesagt ist, machen wir uns kurzentschlossen, wie schon letztes Jahr in der Vorbereitungsphase, zu einer kleinen Runde um die Benediktenwand auf. Die wenig spektakuläre Strecke von Benediktbeuren nach Lenggries haben wir kurz nach Mittag bereits hinter uns. 

Um den Bikepark Lenggries machen wir diesmal allerdings einen Bogen, da unser letztjähriges Hausverbot wohl immer noch gilt. Stattdessen packen wir die Picknicksachen an der Talstation aus und sehen den Bullcarts bei ihrem eher langweiligen Treiben zu. Von Radartisten ist bis auf einen ca. zehnjährigen Nachwuchsfahrer nichts zu sehen.

thumb Transalp 2008   Dauphiné Runde 23Unsere Brotzeit besteht auch heute nur aus Bananen, Äpfeln und Karotten. Für eine Tagestour haben wir heute beide erstaunlich großes Gepäck, was sich jedoch bei dieser Verpflegungsart kaum vermeiden lässt.

Noch im unteren Teil des südseitigen Anstiegs habe ich von einer Minute zur anderen einen ausgeprägten Leistungseinbruch zu verzeichnen. Ich habe das Gefühl völliger Magenleere begleitet von Müdigkeit und Muskelschwäche. An einer kleinen Hütte legen wir eine längere Zwangspause ein und ich ziehe meinen Joker aus dem Rucksack: einen 500 Gramm-Beutel Trockenobst. Elisabeth ist entsetzt ob dieses ihrer Ansicht nach klaren Regelverstoßes und begnügt sich weiter mit einem ihrer noch verbliebenen Äpfel, während ich in einer Heißhungerattacke etwa zwei Drittel der Großpackung verschlinge. Nach einem kleinen Nickerchen läuft der Motor bei mir wieder richtig rund.

In der Zwischenabfahrt hinunter zum Schwarzenbach erwischt uns ein Hagelschauer, so dass wir erneut eine Pause einlegen müssen und der Tag damit schneller als geplant vergeht. Es ist bereits halbsechs Uhr, als wir die Pistenkreuzung unterhalb des Hahnbergs erreichen, wo uns auch noch eine Mitteilung des Forstamtes erwartet: der Weiterweg zur Rabenscharte ist wegen Wegbauarbeiten für ALLE gesperrt.

Bei der folgenden Beratschlagungspause vertilge ich erst einmal das restliche Trockenobst. Wir kommen schnell zum Schluss, dass es für eine großangelegte Umfahrungsaktion schon viel zu spät ist. Da am Samstagabend wohl keine Bauarbeiten stattfinden, entschließen wir uns zur Weiterfahrt.

Abgesehen von einer liebevoll gestalteten Wegsperre ist der Trail hinter der Tanneralm, wie schon vom letzten Mal gewohnt, sehr ansprechend und trotz gelegentlicher Nässe rollt es gut, bis wir durch den lichten Wald den Grund für die Wegsperrung erreichen. Eine neue Forstautobahn wird hier gerade in den Hang geschlagen. Irgendwo unter den neu aufgebrachten Kalkschottern liegen die traurigen Überreste des früheren Trails. Zwangsläufig folgen wir der neuen Strecke für einen knappen Kilometer bis die Piste nach unten abtaucht und den alten Pfad wieder freigibt.

Bei Nieselregen und nicht mehr optimaler Helligkeit überqueren wir die Rabenscharte und erreichen nach der nicht ganz leichten Abfahrt über die vielen Stufen den alten Karrenweg nach Pessenbach, der sich großteils über einen schmalen Wanderpfad gut umfahren lässt.  Es ist ziemlich genau acht Uhr abends als wir unser Auto am Schwimmbad in Benediktbeuren erreichen.

Mein Bauch arbeitet mittlerweile wie verrückt und hat die Form einer Kugel angenommen. Das Trockenobst zeitigt seine Wirkung.

 

26.06.2008  Geteilter Erfolg

Die Diät ist gestern zu Ende gegangen. Elisabeth ist immerhin 3,5 kg leichter als vor zwei Wochen. Bei mir hingegen steht der Zeiger fast genau da, wo ich vor zwei Wochen angefangen habe: 88,8 kg. Die zweiwöchige Mühe war wohl für die Katz. Ich hätte meine Umgebung also gar nicht so belasten müssen. Irgendwie gewöhnt sich die Verdauung nicht so recht an 500 Gramm Trockenobst je Tag.

Wenn es mit der Arbeit klappt, werden wir am Wochenende in Urlaub fahren. Die Räder sind dann natürlich dabei und für ein paar kleinere Ausflüge in die französischen Berge wird sich sicher eine passende Erholungslücke finden.

 

31.07.2008  Trainingscamp in Frankreich

thumb Transalp 2008   Dauphiné Runde 17Die ersten beiden Juliwochen haben wir auch dieses Jahr in Frankreich verbracht. In den Hautes-Alpes sind dabei auch ein paar schöne Tagestouren mit dem MTB herausgekommen. Wie immer waren auch wieder ein paar Übergänge und Strecken dabei, die sich auch gut in einen Alpencross einbauen lassen (u.a. Col du Vallon, Col de Meandes, Pic du Malrif, Col Vallouise und noch ein paar mehr). Irgendwann im Herbst landen diese Strecke auch wieder in unseren Westalpenpässen.

Kurz nach dem Urlaub hat mein Rad Baujahr 2006 die Flügel gestreckt und ist mit gebrochener Sitzstrebe auf brettebener Forstpiste liegen geblieben. Jetzt heißt es warten, bis es wieder aus der Reparatur kommt. Bis dahin darf mein altes Rad mit seiner schwer gängigen Federgabel auch mal wieder an die frische Luft.

Ein Plan für unsere diesjährige Alpentour mag sich immer noch nicht so recht entwickeln. Immerhin haben wir uns am Wochenende entschlossen, diesmal nur eine einfache Genießertour anzugehen und den Aspekt Abenteuer ganz weit nach hinten zu stellen: statt mit der Bahn werden wir diesmal mit dem Auto Richtung Schweiz oder Frankreich aufbrechen.

 

23.08.2008  Start nach Frankreich

Ich warte noch darauf, dass Elisabeth endlich alles zusammen hat. Meine Ausrüstung liegt schon seit zwei Stunden komplett und dreifach durchgeprüft im Auto. Wenn auch Elisabeth ihre letzten online-Überweisungen, Mails, Nachrichten für die Katzenversorger und noch vieles mehr hinter sich hat, kann es losgehen. Für heute Abend haben wir in Chambery schon ein Zimmer reserviert. Soweit der geordnete Teil der kommenden Tour.

Die hektischsten zwei Wochen unseres bisherigen gemeinsamen Lebens liegen hinter und das Chaos der Urlaubsvorbereitungen vor uns. Monatelang hatte ich nur wenig Lust, mich mit der Auswahl einer Tour zu beschäftigen. Erst vor gut zwei Wochen habe ich mir an einem Feiertag die Zeit genommen, alle verfügbaren Landkarten und die Zahnfibeln vor mir auszubreiten und im Internet zu stöbern. Nach gut 10 Stunden war es dann soweit. Start und Ziel standen fest. Von Ventimiglia sollte es über Seealpen, Vercors, Chartreuse hinauf in das Schweizer Jura gehen, das wir am Ende in Basel verlassen sollten.

Nach weiteren 3 Stunden und endlosen Herumirren auf den Internetseiten diverser europäischer Eisenbahnbetriebe war es dann klar, dass daraus nichts wird. Die einzig akzeptable Verbindung mit einem Nachtzug war bereits soweit ausgebucht, dass nur noch nahezu unbezahlbare Schlafwagenplätze im Luxus-Abteil oder keineswegs billige Marter-Sitzplätze im Großraumwagen zur Verfügung standen. Die günstigen Tickets waren natürlich so kurz vor Abfahrt alle schon vergeben.

Angesichts von fast 20 Stunden Fahrzeit und einem drohenden, etwa 700 Euro großen Loch in der Reisekasse wurde das Anreisemittel Bahn gestrichen. Diesmal musste unser Auto zum Einsatz kommen.

Die Planung einer Rundtour durch die französischen Alpen erwies sich wegen großer Lücken in meinem Kartenbestand jedoch bald als nahezu unmöglich. Am Freitag vor einer Woche habe ich mir in einer kleinen Panikattacke schließlich zur Lösung dieses Problems ein GPS bestellt. Seit nunmehr 3 Tagen stellt es in den Abendstunden meine Hauptbeschäftigung dar, mich anhand des spartanischen Handbüchleins mit den vielfältigen Funktionen des Gerätes vertraut zu machen. Das Wichtigste aber habe ich geschafft: knapp 20 verschiedene Routen, im Fachjargon Tracks genannt, habe ich im Internet aufgestöbert, heruntergeladen und über verschlungene Umwege sogar bis in das GPS gebracht. Schöne grüne Linien zieren jetzt das nicht besonders detaillierte Kartenbild, das ansonsten aus Autobahnen und wenigen Ortsnamen besteht. Für die Gegenden ohne grüne Linien müssen die gar nicht mal so schlechten Karten im Maßstab 1:100 000 die nötige Informationsgrundlage zur Verfügung stellen.

Und jetzt Schluss! Elisabeth hat eben angezeigt, dass es bald soweit ist.